Bauwagen - camera obscura auf Tour
...stellen uns den Bauwagen
Hintergrund
Zu unserer Kindheit waren wir noch verrückt auf Tempo, wild darauf die Tachonadel in Richtung der 200 sich bewegen zu sehen. Angekommen im Heute müssen wir jedoch feststellen, dass sich diese Geschwindigkeit (im übertragenen Sinne) eher als neuer Standard etabliert hat. Globalisierung & Co. sorgen für einen permanenten „Bleifuß“. Was liegt also näher als mit einer Lochkamera, die Belichtungszeiten von bis zu zwei Stunden verlangt, und einem Traktor, bei dem sich 25 km/h als eine Art von „Schallgrenze“ darstellen, uns einer bewussten „Entschleunigung“ hinzugeben.
Apropos Entschleunigung, auch ein weiteres Thema liegt uns mit dieser Aktion am Herzen. Angesichts der „digitalen Bilderflut“ bewegt sich die durchschnittliche Verweildauer des Betrachters eines Bildes auf selbiges inzwischen in Richtung des Nanosekunden-Bereichs. Witzig - klick, nett - klick, doof - klick, ... Die Anzahl der Bilder, die wir mit dem Bauwagen pro Tag produzieren werden liegen vielleicht bei 4, 5 oder 6 - nicht mehr. Zudem, wir werden bereits eine „Beziehung“ zu dem Bild aufbauen, lange bevor es fertig belichtet oder gar entwickelt ist. In unserer begehbaren Kamera sehen wir das Bild ja schon während der Belichtung, wenngleich noch auf dem Kopf stehend und spiegelverkehrt (wie es beim Direktpapier aber auch bleiben wird).
Eine weitere Erfahrung werden wir während der Tour durchstehen müssen - Photoshop bleibt daheim. Wie‘s kommt, so kommt‘s - ohne Netz und doppelten Boden. Eine (Wieder-) Erfahrung, ein Bild so anzunehmen wie es ist - ohne, manchmal geradezu zwanghaft, an den Reglern einer Bildverarbeitungssoftware herumzufummeln. Aufgrund der Verwendung des Direktpapiers bleiben uns nicht einmal die klassischen Mittel des Fotolabors offen. Dafür schaffen wir Unikate: Eine Aufnahme = ein Abzug. Dadurch heben wir die Wertigkeit eines Bildes auf eine ganz andere Ebene.
Weniger ist mehr! Damit werden wir uns auseinandersetzen müssen und wir machen das gerne und gewollt. Das Direktpapier ist vergleichsweise hart und hat damit eine gewisse Tendenz die aufgenommene Szene etwas schemenhafter, im Detail reduzierter, wiederzugeben. Richtig eingesetzt, macht eine solche Reduzierung Bilder durchaus spannender. Genau dies ist ja der Charme alter „Photographien“, die Szenen konzentrieren sich auf das Wesentliche; wie beispielsweise der Körperhaltung der abgelichteten Person.
Nicht zuletzt, die Aktion soll allen Beteiligten und uns selbst „einfach gute Laune machen“. Mal etwas nicht Alltägliches zu wagen, zu organisieren und durchzuführen und sich neben den avisierten Terminen einfach mit dem Traktor durch die Lande gondeln zu lassen, das hat schon etwas geradezu archaisches...
in Kooperation mit